Dienstag, 15. November 2011

The V-Max Interview

Mailand, 08.11.2011
  
Hallo Marcus, zuerst einmal vielen Dank daß Du Dir Zeit für ein Interview mit uns genommen hast. Auf der Pressekonferenz gerade eben war ja richtig viel los. Hast Du damit gerechnet, daß das Projekt „V-Max Hyper Modified“ für soviel Rummel und Aufmerksamkeit, auch schon im Vorfeld sorgen würde?

Marcus: Im Prinzip ja! Ich konnte mir schon irgendwie vorstellen das Yamaha mit diesem Projekt nicht nur in der Custombikeszene für Wirbel sorgen würde. Das ganze Projekt wurde ja auch absolut professionell und sehr aufwendig von Yamaha Europe geplant und auch ausgeführt. Es gibt eine eigene Homepage für das Projekt, es wurde über Wochen hinweg alle 3 Bike-Builder mit der Kamera begleitet, es wurde extra ein eigener Messestand für die 3 Bikes gebaut, die Pressekonferenz war live auf der Bühne und wurde auch gleichzeitig im Radiosender „Virgin Radio“ übertragen usw. Also alles wie gesagt hoch professionell. Da war eine solcher Medienandrang dann ja auch nur die logische Konsequenz.


Die Fahraufnahmen und ein Großteil der Photos entstanden auf
dem Hockenheimring.
Wenn man sich die 3 Bikes anschaut, dann ging das von Yamaha angestrebte Konzept ja perfekt auf, oder?

Marcus: Wenn Du damit meinst, daß es 3 völlig verschiedene und unterschiedliche Bikes geworden sind, dann auf jeden Fall! Denn genau das war es, was Yamaha wollte. Und auch ich bin happy mit dem Resultat. Und nach solch einer engen Zusammenarbeit in den letzten Wochen freue ich mich natürlich auch für Yamaha.

Rückblickend auf Deine fast 20 jährige Karriere als professioneller Bike-Builder kann ich mich persönlich nicht daran erinnern, daß Du jemals Hand an einem japanischen Motorrad angelegt hast. Ist das korrekt oder täusche ich mich?

Marcus: Das ist absolut korrekt! Aber als von Yamaha Europe die Anfrage kam habe ich keinen Moment gezögert und habe sofort zugesagt. Eine V-Max ist schließlich nicht „nur“ ein japanisches Motorrad. Für mich ist die V-Max absoluter Kult, sie ist fast wie kein zweites Motorrad eine Ikone der Motorradgeschichte. Wenn ich ehrlich bin, fällt mir jetzt spontan neben der Ducati 916 und der Honda CB 750 keine weiteres Motorrad ein, welches die Motorradindustrie so revolutioniert hat wie die V-Max. Und so war es für mich nicht nur eine riesen Freude an diesem Motorrad zu arbeiten, sondern auch eine sehr große Ehre ein Teil dieses Projekts zu sein.

Hand auf’s Herz: Wie gefallen Dir die Bikes von Deinen Kollegen Ludovic Lazareth und Roland Sands?

Marcus: Um ehrlich zu sein, bin ich nicht wirklich überrascht. Ich wusste genau welchen Stil beide verfolgen und beide Bikes sind absolut sauber und handwerklich auf höchstem Niveau gebaut. Und es ist kein Geheimnis daß mir die Bikes von Roland schon immer gut gefallen haben und da ist seine V-Max auch keine Ausnahme. Wir beide haben nahezu den gleichen Geschmack und auch fast die gleiche Racer-Vergangenheit. Das Bike von Ludovic ist mir persönlich zu futuristisch und zu kantig. Aber ich schätze Ihn und seine Arbeit sehr. Aber alles in allem sind alle 3 Bikes wirklich gut gelungen finde ich. Wenn man die Reaktionen hier auf der Messe beobachtet, dann ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei.

Vom Stil und vom Design her bist Du mit Deiner V-Max recht nahe am Original geblieben, obwohl fast jedes Teil daran verändert wurde. Insbesondere die kleinen Details an Deinem Bike machen den Unterschied zu den anderen beiden Bikes. War es von Dir von Anfang an beabsichtigt, hier nicht einen radikaleren Weg einzuschlagen?

Marcus: Ich habe von Anfang an, auch in den Interviews im Film, stets betont, daß es für mich das wichtigste ist, daß meine V-Max auch nach dem Umbau sofort und unmißverständlich als V-Max erkennbar bleibt. Ein weiterer wichtiger Punkt war, daß das Bike zulassungsfähig und TÜV-konform ist. Schließlich ist meine V-Max nicht nur ein Showbike sondern will richtig hart geritten werden. Wir haben das Fahrwerk komplett überarbeitet sowie die Airbox und den Luftfilter abgeändert und insgesamt fast 40kg Gewicht eingespart. Mit dem neuen Auspuff in Kombination mit dem Power Commander V haben wir eine Höchstleistung von 220 PS erreicht. Du kannst Dir nicht vorstellen wieviel Spaß dieses Bike macht, es lässt sich fahren und bewegen wie ein Sportbike.

Marcus auf der Pressekonferenz während der Präsentation
seiner V-Max, die live auf "Radio Virgin" übertragen wurde.

Das hört sich an als ob Du die V-Max nicht mehr verkaufen möchtest?

Marcus: Eigentlich nicht! Aber grundsätzlich ist alles verkäuflich. Ich hatte bereits schon hier auf der EICMA die ersten Kaufinteressenten und auch im Vorfeld bekam ich schon die ein oder andere E-Mail. Mal abwarten. Jetzt geht das Bike nach der EICMA erstmal auf eine große Welt-Tournee zusammen mit den beiden anderen Bikes. Ende November werde ich sie nochmal auf dem Motorrad-Salon in Paris sehen, danach gehen die Bikes nach USA, Japan und Australien und Ende Juni nächsten Jahres bekomme ich mein Bike dann wieder zurück.

Das heißt in Deutschland werden die Bikes gar nicht zu sehen sein?

Marcus: Doch, aber leider nicht wie von vielen erwartet und gewünscht auf der Custombike in Bad Salzuflen sondern vielmehr auf den “konservativeren“ Motorradmessen wie beispielsweise Dortmund, Hamburg oder Berlin. Das ist eine Entscheidung die ich persönlich auch sehr bedauere.

War dies nun ein einmaliges Intermezzo oder wird es in Zukunft noch weitere gemeinsame Projekte mit Dir und Yamaha geben?

Marcus: Ein ganz klares JA! Es wird auf jeden Fall noch mindestens ein weiteres Projekt mit Yamaha geben. Darüber darf ich aber leider noch nicht sprechen. Im Juni/Juli nächsten Jahres erfahrt Ihr aber um was es geht, versprochen! Wird aber etwas völlig anderes als das V-Max Projekt, so viel kann ich schon mal verraten. Ich jedenfalls freu mich schon sehr darauf.

Dann bleibt uns nur noch Dir alles Gute zu wünschen, weiterhin viel Erfolg und nochmals vielen Dank für Deine Zeit.